Die Phrasendreschmaschine
Stringverarbeitung mit Excel
© M + K Computermarkt 96/11, Luzern, Schweiz
Autorin: Dr. Silvia Rothen, rothen ecotronics, Bern, Schweiz
Letzte Überarbeitung: 13.05.18
Hier ist sie: die ultimative Phrasendreschmaschine, die Sie in jeder Lebenslage mit dem geeigneten Schlagwort versorgt. Aus einzelnen Silben setzt dieses nette Excel-Programm bombastische Wortgebilde wie "polyzentrifugale Europräsenz" zusammen, die Sie zum Star jeder Verwaltungsratssitzung und jeder Party machen. Falls Sie aller eitlen Plauderei abhold sind, dann kann Sie vielleicht locken, dass die Phrasendreschmaschine neben Stringverarbeitung drei weitere Excel-Tricks verwendet, nämlich die Aufzeichnung von Makros, das Laden von Add-Ins und den Einbau von Schaltflächen in eine Tabelle. Die vorgestellte Phrasendreschmaschine lässt sich in jeder Version ab Excel 95 nachbauen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unsere Phrasentabelle
- Ein Zufallsschlagwort generieren
- Makro aufzeichnen
- Schaltfläche einfügen
- Download der Excel-Datei
- Buchtipp
Einleitung
Wenn Ihnen das nächste Mal an einer Party oder an einer Sitzung jemand den Kopf mit unverständlichem Fachchinesisch vollabert, dann flechten Sie doch bescheiden einen Satz der folgenden Art ein: Was halten Sie übrigens von der These, dass die multipekuniäre Elementardependenz in Zeiten posttraumatischer Kapitalparalyse das wichtigste Element der parakulturellen Tangentialkommunikation ist? Ihr Gegenüber wird mit Sicherheit erschlagen sein und Sie nicht weiter belästigen.
Um sich mit solcherlei Geschütz ins verbale Getümmel zu stürzen, benötigen Sie eine Phrasendreschmaschine, die Sie laufend mit neuen, beeindruckend unverständlichen Schlagwörtern versorgt. Dieses im ausgehenden 20. Jahrhundert fast unentbehrliche Maschinchen lässt sich leicht selbst herstellen. Wir werden dies in Excel tun, aber selbstverständlich kann man es auch in jeder Datenbank oder Programmiersprache umsetzen, die elementare Funktionen zur Verarbeitung von Textteilen (sogenannten Strings) anbietet.
Excel ist für diese Aufgabe gar nicht schlecht ausgerüstet: Unter Einfügen - Funktion - Kategorie: Text finden Sie alle Befehle zur Verarbeitung von Strings.
Unsere Phrasentabelle
Als erstes bauen wir eine Tabelle mit jenen Strings, aus denen später ein Zufallsgenerator die Schlagworte zusammensetzt. Ich habe mich für ein zweiteiliges Adjektiv und ein zweiteiliges Substantiv entschieden, so dass ich vier Kolonnen benötige. Bei der Zusammenstellung der Wortteile muss man sich ausserdem für ein Geschlecht, also männlich, weiblich oder sächlich, entscheiden, damit die Adjektivendung bei beliebigen Kombinationen stimmt. Hier habe ich weiblich gewählt.
Da wir später noch einige andere Einträge machen werden, beginnen wir mit dieser Tabelle im Feld B8. In der ersten Zeile stehen die Bezeichnungen für die vier Teile des Schlagworts, also z.B. "Vorsilbe", "Adjektiv", "1. Teil" und "2. Teil". In die erste Spalte tragen Sie ab Feld B9 nun die Vorsilben, also anti, endo, hetero, post, tele und ähnliches ein. In die zweite Kolonne kommen nun möglichst exotische Adjektive in der weiblichen Form wie "dimensionale", "mediale", "pekuniäre" oder "zyklische". Die dritte Spalte füllen wir mit Wortteilen, die am Anfang eines zusammengesetzten Substantivs stehen können wie "Euro" oder "Sozial", und in die letzte Spalte ab E9 setzen wir Fremdworte, die sich für Zusammensetzungen eignen. "analyse", "kongruenz" und "sklerose" sind Beispiele dazu. Man beachte den Kleinbuchstaben am Wortanfang: Dies ist notwendig, weil wir die Begriffe, wie es im Deutschen üblich ist, ohne Bindestrich zusammensetzen. Beim Eintrag der Wortteile sollte man darauf achten, dass ähnliche Wörter nicht in mehreren Spalten vorkommen, sonst erhält man Begriffe wie die "endobasische Basalbasis".
Ein Zufallsschlagwort generieren
Das Elegante an der vorliegenden Lösung ist, dass die Kolonnen nicht eine
bestimmte Länge haben oder zumindest alle gleich lang sein müssen, sondern
dass man in jede Kolonne erst einmal jene Begriffe einträgt, die einem gerade
einfallen, und sie dann später nach Belieben ergänzt. In meinem Fall habe ich
im Befehl ANZAHL2 die maximale Länge einer Kolonne auf 25 Einträge begrenzt,
doch es können ebenso gut 10 oder 100 sein. Diesen Befehl verwenden wir nun in
der Formel im Feld B3 um festzustellen, wie viele nichtleere Felder in dieser
ersten Kolonne existieren. Da ich maximal 25 Einträge erlaube, geht dieser
Bereich von B9 bis B33. Die Formel sieht also so aus:
=ANZAHL2(B9:B33)
Diese Formel kopieren Sie nun mit CTRL C und CTRL V für die anderen drei
Spalten in die drei Felder rechts daneben. In die Zeile 4 darunter kommt nun
eine Zufallszahl, mit deren Hilfe sich in Zeile 5 einer der Wortteile auswählen
lässt. Weil wir dafür eine Ganzzahl brauchen, nehmen wir den Befehl
ZUFALLSBEREICH(Zahl1;Zahl2), der eine ganze Zahl im Bereich von Zahl1 bis und
mit Zahl2 liefert. Dieser Befehl ist nicht standardmässig verfügbar, sondern
befindet sich in einem sogenannten Add-In, dass man erst bei Bedarf lädt. Mit
Extras - Add-In-Manager - Analyse-Funktionen erledigen wir dies. Wir möchten
ein zufälliges Feld aus dem nichtleeren Bereich der Kolonne, deshalb geht unser
Bereich von 1 bis zum berechneten Wert in Zeile 3. Die Formel in Feld B4 sieht
also so aus:
=ZUFALLSBEREICH(1;B3)
Auch diese Feld kopieren wir nach rechts, diesmal in die Felder C4 bis E4. In
der fünften Zeile müssen wir nun den Wert des ausgewählten Feldes
hereinholen. Dies ist nur zu bewerkstelligen, wenn man den Befehl
BEREICH.VERSCHIEBEN kennt. Damit hat man den Zugriff auf das Ergebnis von Zellen
die sich in einem bestimmten Abstand zu einer Ursprungszelle befinden. Die
vierte Zeile gibt uns an, um wie viele Felder nach unten wir in der selben
Kolonne gehen. Da die Tabelle erst drei Zeilen weiter unten beginnt, müssen wir
zum Wert von B4 noch 3 dazuzählen. Vollständig lautet der Eintrag in Feld B5
folgendermassen:
=BEREICH.VERSCHIEBEN(B5;B4+3;0;1;1)
Die Werte 0;1;1 stehen dafür, dass wir in der gleichen Spalte bleiben und dass
wir es nicht auf einen Bereich, sondern auf ein einziges Feld abgesehen haben.
Überflüssig zu sagen, dass wir auch diese Formel in die drei Felder C5 bis E5
rechts davon kopieren. Damit haben wir die vier zufälligen Bestandteile unseres
Schlagworts. Von nun an führt jede Manipulation an der Tabelle zu einer
Neuberechnung und löst eine neue Auswahl von vier Wortteilen aus. Es bleibt uns
nur noch, sie in einen einzigen String zu verarbeiten. Dazu reicht ein einziger
Befehl aus. In Feld B6 fügen wir die vier Bestandteile mit einem Leerschlag in
der Mitte zusammen:
=VERKETTEN(B5;C5;" ";D5;E5)
Damit Ihnen das ja nicht entgeht, können Sie diese Zeile mit der Symbolleiste
oder mit Format - Zellen - Schriftart noch mit einer grösseren Schrift und in
einer anderen Farbe formatieren.
Makro aufzeichen
Jedes Mal, wenn Sie nun F9 drücken, generiert die Phrasendreschmaschine für Sie ein neues Schlagwort. Als Abschluss fügen wir nun noch eine Schaltfläche ein, mit der auch jene Nutzerinnen und Nutzer neue Begriffe generieren können, die mit der Funktionstaste F9 nicht vertraut sind. Als erstes zeichnen wir dafür einen Makro auf, der die Neuberechnung auslöst. Öffnen Sie also mit Extras - Makro aufzeichnen - Aufzeichnen das Makrofenster. Unter Makroname geben Sie einen möglichst sprechenden Namen, z.B. Neue_Phrase, ein und unter Beschreibung einen beliebigen Kommentar, der verrät, wozu der Makro da ist. Wenn Sie nun OK drücken, verrät nur kleine Schaltfläche, dass Sie all ihre Bewegungen in Excel in einem Makro aufzeichnen. Wir machen allerdings eine einzige Aufzeichnung, indem wir F9 drücken, und betätigen dann das Stopfeld der Makrosymbolleiste.
Sofern die Makro-Option "Speichern in dieser Arbeitsmappe" eingeschaltet war, hängt Excel ein neues Blatt an ihre Arbeitsmappe und legt den Makro dort ab. Dieser Makro enthält, wie Sie sich leicht selbst überzeugen können, ausser Kommentar, Kopf- und Schlusszeile nur einen einzigen Befehl, nämlich "Berechnen".
Schaltfläche einfügen
Als letztes hängen wir diesen Makro jetzt noch an eine Schaltfläche. Dazu müssen Sie vermutlich erst mit Ansicht - Symbolleisten die Symbolleiste Zeichnen öffnen. Dort finden Sie unten links ein Icon mit einer Schaltfläche.
Klicken Sie es an und ziehen Sie mit der Maus an der gewünschten Stelle der Tabelle ein Rechteck von ungefähr Feldgrösse auf. Wenn Sie die Maustaste wieder loslassen, öffnet sich ein Fenster, in dem Sie der Schaltfläche einen Makro zuweisen. In der Liste sollte sich als einziger Makro "Neue_Phrase" befinden. Wählen Sie ihn aus und schliessen Sie mit OK das Fenster. Da die neu erzeugte Schaltfläche immer noch ausgewählt ist, können Sie mit einem Klick in die Beschriftung einen neuen Text, z.B. Neue Phrase, eingeben. Sobald Sie mit der Maus ausserhalb der Schaltfläche klicken, lässt sich diese nicht mehr bearbeiten, sondern nur noch betätigen, was ein Händchen-Cursor anzeigt. Probieren Sie es aus. Falls Sie mit der Plazierung, der Grösse oder der Beschriftung Ihrer neuen Schaltfläche nicht zufrieden sind, dann müssen Sie zusammen mit dem Mausklick die CTRL-Taste drücken, um die Schaltfläche wieder auszuwählen. Damit haben wir unserem Schlagwortgenerator den letzten Schliff verliehen.
Download der Excel-Datei
Die vollständige Excel-Datei (Version 5.0/7.0/95) können Sie hier herunterladen. Die Excel-Datei enthält einen Makro und ist als ZIP-Datei komprimiert (10 KB).
Buchtipp
Und übrigens gibt's nun "Excel 2000 Direkt", das Excel-Buch der Autorin, als Antiquariatsartikel bei Data Becker für schlappe Euro 2,53. Bestellen Sie mit dem Stichwort "excel 2000 direkt" unter Data Becker.
Diese Webseite wurde am 21.05.18 um 17:10 von rothen ecotronics erstellt oder überarbeitet.
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