My home is my page - Publizieren im World Wide Web
© M + K Computermarkt, Heft 96-6, Seite 22-24
Verfasst: April 96
Autorin: Dr. Silvia Rothen, rothen ecotronics, Bern, Schweiz
Letzte Überarbeitung: 13.05.18
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kosten und Dienstleistungen
Vorüberlegungen
Informationen zu HTML
Editoren und Converter
Tips und Tricks
Glossar
Einleitung
Gerade erst haben wir uns durch die Gebrauchsanweisungen von Modems gekämpft, uns mit fehlerhaften Installationsroutinen und kryptischen Parametern herumgeschlagen und uns endlich mit den Funktionalitäten von Web-Browsern vertraut gemacht, da rollt schon die nächste Modewelle auf uns zu: Wer wirklich bei den Leuten sein will, der muss bereits seine eigene Homepage vorweisen können. Natürlich gibt es auch triftigere Gründe als die In- und Out-Tips von Lifestyleseiten, weshalb man im World Wide Web (WWW) nicht nur surfen, sondern auch publizieren könnte, möchte oder sollte. Es ist nicht nur eins der schnellsten weltweiten Informationsmedien, sondern zunehmend auch ein interessanter Marktplatz. Insbesondere die Anbieter von technischen Produkten können hier mit vergleichsweise geringen Kosten ein riesiges Zielpublikum ansprechen.
Kosten und Dienstleistungen
Gerade bei den Kosten gilt aber: Trau, schau wem! Während sich bei den
Internetprovidern der Markt langsam konsolidiert und die Tarife sich in einer bestimmten
Bandbreite einpendeln, ist Web-Reselling noch brandneu, so dass die Anbieter selbst erst
herausfinden müssen, was angemessene Preise für die verschiedenen Dienstleistungen sind.
Mit Sicherheit wird die hier publizierte Liste einige Anbieter dazu führen, ihre
Preispolitik zu überdenken und zu korrigieren (dies ist bei mindestens einem Anbieter
bereits während meiner Recherchen passiert). Die Tarife in der Tabelle sind deshalb eher
Richtpreise und Verhandlungsgrundlagen, obwohl sie den aktuellen Stand von Mitte März
spiegeln.
Die extremen Preisunterschiede sind insofern gerechtfertigt, weil die Leistungen für
Web-Publishing viel mehr umfassen, als dies bei einem Internet-Zugang der Fall ist. Die
Bandbreite geht von der bescheidenen Möglichkeit, eigene Seiten im Umfang bis zu 1 MByte
im unbemannten Betrieb auf dem Server des Web- Resellers zu plazieren, über die
Gestaltung, Kodierung und Plazierung von Webseiten bis zur Konzeption und Einrichtung
ganzer Server für Kunden, die selbst Webseiten weiterverkaufen möchten. Während für
die Hobbyschafzüchterin, die ihre Zuchterfolge bei den Schwarznasenschafen auf dem Netz
Gleichgesinnten mitteilen möchte, eine Gratisseite bei Compuserve durchaus das richtige
ist, wird sich eine kommerzielle Firma für ihre Werbeseiten trotz des höheren Preises
eher einen Anbieter aussuchen, der auch einen Eintrag in internationale Suchindizes,
Zugriffsstatistiken und die Möglichkeit, Formulare anzubinden, anbietet. Und wer gar
direkt über das Netz Informationen verkaufen möchte, für den ist ein Inkassoservice,
wie ihn Swiss Online bereitstellt, unabdingbar.
Vorüberlegungen
Wer auf dem Netz publizieren will, ohne dazu den eigenen Server oder das eigene LAN ins
Internet einzubinden, muss sich zumindest die folgenden Punkte überlegen:
- In welchem Umfang möchte ich Seiten anbieten, wie häufig aktualisiere ich sie, welches Ausgangsmaterial (Grafiken, Texte etc.) habe ich zur Verfügung? Sollen die Seiten auch Formulare mit Datenbankanbindung enthalten? Die letzte Frage ist insofern wichtig, weil man solche Aufgaben (zumindest zur Zeit) nicht mit HTML allein bewältigen kann, sondern die Hilfe einer konventionellen Programmiersprache benötigt.
- Bei welchem Web-Reseller möchte ich mich einmieten? Kommt eher ein unbemannter Betrieb in Frage, bei dem ich jederzeit meine Seiten online aktualisieren kann, oder soll der Reseller dies für mich übernehmen?
- Produziere ich meine Webseiten selbst oder gebe ich sie in Auftrag?
- Falls ich meine Seiten selbst produzieren möchte, welchen HTML-Editor benutze ich dann? Welche weiteren Tools, beispielsweise für die Verarbeitung von Grafiken, benötige ich?
Die Tabelle hilft, einen ersten Überblick über mögliche Web-Reseller zu gewinnen. Viele von ihnen übernehmen, wie die Liste zeigt, die Erstellung von Webseiten als zusätzliche Dienstleistung oder vermitteln Kontaktadressen von solchen Dienstleistungsbetrieben.
Informationen zu HTML
Hier seien aber noch ein paar Tricks für jene verraten, die ihre Seiten auch selbst produzieren möchten: HTML ist, wie das Beispiel in der Abbildung zeigt, keine schwierige Sprache. Trotzdem lohnt es sich vor allem dann, Seiten selbst zu machen, wenn die Gestaltungswünsche bescheiden sind oder wenn grössere Seitenzahlen anfallen, so dass man eine gewisse Routine erlangt. Unterstützung bei der HTML-Programmierung findet man natürlich im Netz selbst, allerdings meistens auf Englisch: Eine Liste der HTML-Befehle findet sich unter der Adresse http://www.sandia.gov/sci_c ompute/elements.html. Die Seite "Composing Good HTML" unter http://www.cs.cmu.edu/~tilt/cgh/ gibt viele wertvolle Tips und Tricks, wie man ansprechende Webdokumente gestaltet. Fast unverzichtbar sind die Möglichkeiten, sich vom Netz direkt die neuesten Editoren und Tools zu holen oder die HTML- Standardisierungsdebatte mitzuverfolgen. Ein guter Ausgangpunkt mit Links zu all diesen Themen ist beispielsweise "Creating Net Sites" unter http://home.netscape.com/home/how-to-create-web- services.html von Netscape.
Editoren und Converter
Es soll zwar immer noch Leute geben, die darauf schwören, die Codes von HTML von Hand
einzugeben, aber selbstverständlich existieren inzwischen eine ganze Reihe von Tools,
die Ihnen bei der Gestaltung von HTML-Seiten behilflich sind. Viele dieser Tools sind
Shareware oder Goodies von grossen Herstellern, so dass sie das Portemonnaie quasi nicht
belasten. Es gibt bereits drei Kategorien von Werkzeugen: Erstens WYSIWYG-Editoren, bei
denen Sie nicht programmieren, sondern grafische Elemente mit der Maus an die gewünschten
Stellen ziehen. Diese Editoren sind kinderleicht zu erlernen, bieten aber verglichen mit
den anderen Editoren meist sehr beschränkte Gestaltungsmöglichkeiten. Der Home Page
Wizard von Compuserve ist ein Beispiel dafür.
Zweitens gibt es die eigentlichen HTML-Editoren, beispielsweise Shareware-Produkte wie
HTML Easy Pro oder HTML Assistant, bei denen man effektiv den HTML-Code sieht und das
Endergebnis oft nur in Zusammenarbeit mit einem Browser wie Netscape betrachten kann. Die
wichtigsten Elemente von HTML holt man sich hier mit Tasten oder Menübefehlen auf die
Seite. Diese Art der Programmierung ist viel weniger übersichtlich als die vorhergehende,
aber der Umfang der unterstützten Sprachelemente ist meist bedeutend grösser und neue
Elemente lassen sich immer noch von Hand einfügen. Die dritte und letzte Kategorie
umfasst die Converter, das heisst jene Programme, mit denen sich beispielsweise Texte aus
einer Textverarbeitung in HTML-Code umwandeln lassen. Diese Tools stammen oft von den
grossen Firmen wie Novell oder Microsoft, die sie als Zusatz zu ihren Standardprogrammen
vertreiben.
Tips und Tricks
Eine Warnung zum Schluss: Trotz der Euphorie der Medien besteht der Internet-Alltag zur
Zeit nicht aus lustvollem Datensurfen, sondern zum allergrössten Teil aus gelangweiltem
Däumchendrehen, denn das Netz ist heillos überlastet und verstopft. Beim jenem Teil des
Publikums, der sich mit einem Modem den Netzzugang verschafft, dauert bereits das Laden
einer einfachen Webseite mit wenigen Grafiken mehrere Minuten. Sie strapazieren deshalb
die Geduld ihrer zukünftigen Webgäste am wenigsten, wenn Sie die folgenden
Gestaltungsrichtlinien beachten:
- Erstellen Sie mehrere kleine, mit Links verbundene Dateien statt einer einzigen grossen.
- Versehen Sie jede Seite mit einem Datum, das die Aktualität zeigt, mit einer EMail-Adresse, um Rückmeldungen zu ermöglichen, und mit einem Link zurück auf Ihre Einstiegsseite.
- Machen Sie die eingebundenen Grafiken so klein wie möglich, nämlich möglichst kleiner als 20 KB. Die Bildschirmauflösung von 72 ppi genügt. Ausserdem ist für viele Motive das JPEG-Format trotz der verlustbehafteten Kompression qualitativ genügend, was gegenüber dem üblichen GIF-Format noch einmal Platz sparen hilft. Beschränken Sie sich auf 256 Farben, denn dies ist nicht nur platzsparend, sondern bewahrt auch NetzteilnehmerInnen ohne Truecolor-Monitor vor psychadelischem Farbenspiel.
- Gestalten Sie Ihre Seiten so, dass sie auch für jene Netsurfer verständlich sind, die das automatische Laden von Bildern bei ihrem Browser ausgeschaltet haben. (Diesen Tip möchte ich Swiss Online besonders ans Herz legen.)
- Und das wichtigste von allem: Müllen Sie Ihrer potentiellen Kundschaft nicht mit belangloser Information und grafischem Schnickschnack den Bildschirm zu!
Wenn Sie sich an diese Grundregeln halten (insbesondere an die letzte), dann steht einer erfolgreichen Online- Kundenbeziehung nichts mehr im Wege.
Glossar:
Browser: Software, mit der man Webseiten oder andere Dateien im HTML-Format betrachten kann. Der erste Browser war Mosaic, inzwischen hat allerdings Netscape den allergrössten Teil des Marktes erobert.
cgi: Das common gateway interface ist eine standardisierte Schnittstelle, die ermöglicht, aus Webseiten heraus eigene Programme aufzurufen, beispielsweise um ein Formular mit einer Datenbank zu verbinden. Im Gegensatz zu HTML, das auch Laien rasch erlernen können, ist die cgi-Programmierung eine Aufgabe für Profis, die sich in einer Programmiersprache wie C, Perl oder Pascal auskennen.
Domain: Eine Internet-Adresse setzt sich aus folgenden, hierarchisch angeordneten Namensbestandteilen zusammen: user@host.subdomain.domain.topleveldomain. Ausserhalb der US ist das topleveldomain normalerweise ein Kürzel für das Land, für die Schweiz also .ch. Damit Netzadressen eindeutig bleiben, dürfen nur autorisierte Registrationsstellen wie Switch Domaineinträge vergeben. Während eine Adresse wie http://www.provider.ch/meinefirma/ im Grundtarif eines Web-Resellers inbegriffen ist, zahlt man deshalb für eine Adresse wie http://www.meinefirma.ch zusätzlich.
Homepage: Mit homepages bezeichnet man heute oft alle Seiten im World Wide Web, obwohl es sich eigentlich nur um die Eingangsseite, gewissermassen das Menü, von mehreren miteinander verhängten Seiten handelt.
Hosting / PubliPage / Rent-A-Web / Web Publishing: Unter diesen Begriffen bieten diverse Web- Reseller die Möglichkeit an, auf ihrem Server von den Kunden selbst gestaltete Seiten zu plazieren. Oft umfasst das Angebot auch weitere Dienstleistungen, beispielsweise die Gestaltung von Seiten und die Umsetzung in HTML.
HTML: Hypertext Markup Language ist die Sprache, mit der man Seiten für das World Wide Web programmiert. HTML 2.0 ist zwar noch nicht offizieller Standard, aber so weit verbreitet, dass fast alle Browser es verstehen. In der aktuellen Debatte diskutiert man die zukünftigen Standards für HTML 3.0. Daneben gibt es einen (vor allem von Netscape vorangetriebenen) Krieg der Browser, die sich gegenseitig mit spektakulären, aber nicht standardisierten Zusätzen übertrumpfen wollen. Solche Sprachzusätze zeigt nur noch der zugehörige Browser an, während andere Browser sie im allgemeinen einfach ignorieren.
Hyperlink: Eine Textstelle oder Grafik, die mit einer anderen Textstelle oder Webseite verknüpft ist.
Internetprovider: Anbieter, der einen Anschluss ans Internet zur Verfügung stellt. Oft umfasst sein Angebot daneben weitere Dienstleistungen, z.B. die Möglichkeit, selbst Homepages zu erstellen und zu publizieren (siehe auch Web-Reseller).
Web-Reseller verkaufen ihren Kunden Speicherplatz, um Seiten auf dem World Wide Web zu publizieren. Darüber hinaus übernehmen sie oft auch die Wartung der Daten, den Eintrag in internationale Suchprogramme oder die Gestaltung und Erstellung der Seiten selbst.
Diese Webseite wurde am 21.05.18 um 17:10 von rothen ecotronics erstellt oder überarbeitet.
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